Braucht man als Reitsportblogger einen Shop?

SHOPPINGSUCHT TRIFFT SHOPSUCHT

Viele Reitsportblogger haben auf ihren Onlineseiten, sei es auf YouTube oder ihrem Blog, irgendein Erkennungszeichen oder sogar ein richtiges Logo. Ich finde so etwas gut, das erhöht den Wiedererkennungseffekt und zeigt, es hat sich jemand damit intensiv beschäftigt. Nur den Namen von sich oder dem Pferd zu verwenden, ist eine naheliegende Möglichkeit. Leider etwas kurzfristig gedacht, wenn man heiratet oder das Pferd eines Tages nicht mehr hat. Sofern man dann noch etwas oder mit einem anderen Pferd veröffentlichen möchte? Außer man ist bereit den Pferdenamen als eine Art Markennamen zu verwenden. Eine ziemlich bekannte Reitsportbloggerin macht das. Ist sogar eine eingetragene Marke.
Andere denken sich einen neuen Namen aus. Manche sind einfach nur witzig. Hinter manch einem steckt auch eine Botschaft, die Hinweise auf die Themen, persönliche Interessen oder Erlebnisse gibt. Bei einer weiteren, in letzter Zeit immer mehr bekanntwerdenden YouTuberin, steckt hinter ihrem Namen eine Krankheit. Wirklich bemerkenswert und ich finde, dazu gehört viel Mut so etwas publik zu machen. Meinen Respekt hat sie.

Was mir auffällt ist, dass einige dieser Reitsportblogger, männlich wie weiblich, eines Tages einen Shop eröffnen. Ein paar sogar erst vor kurzem. Da gibt es dann meistens Shirts, Pullis, Handyhüllen oder irgendwelchen Nippes. Bei einer waren wirklich tolle Sets dabei, nur sind das halt Fremdprodukte. Zuerst fand ich es sehr übertrieben. Glauben die etwa, sie sind berühmte Stars? Karl Lagerfeld des Reitsports oder was? Wer will so etwas haben und im Stall anziehen, wenn der Spitzname oder Blogname von jemand anderem drauf steht? Könnte ich es für mich selbst vorstellen, so etwas zu tragen? So sehr bin ich eigentlich von niemandem Fan. Irgendwie käme ich mir albern vor bspw. von einem Mädchen Shirts anzuziehen, die meine Tochter sein könnte. Aber wer weiß, vielleicht trägt ihre Mutter ja die Shirts? Oder Kinder im gleichen Alter? Und die richtigen Mega-Fans, selbstverständlich.
Man kann sich auch fragen, wozu machen diese Reitsportblogger einen Merchandise-Shop auf? Überall Kommerzgeilheit? Gibt es nicht schon so viele Produkte auf dem Markt? Was kann man anbieten, was es noch nicht gibt? Oder ist das egal? Gibt es denn so viele Fans, die das wollen?
Wenn jemand 50.000 oder noch mehr Follower/Abonnenten hat, kann ich mir schon vorstellen, dass es mind. 0,1% gibt, die etwas kaufen werden. Falls es sogar 1% oder mehr sind und ich mich mit der Einschätzung total irre, freue ich mich um Aufklärung.

Lohnt sich der ganze Aufwand? Wenn man nicht schon ein Logo hat, muss ja erstmal ein Design erstellt werden und wer dafür kein Talent oder keine Software hat, braucht jemanden, der das für einen übernimmt. Das kann kosten! Dann muss man sich überlegen welche Produkte man überhaupt möchte. Allein die Recherche nach geeigneten Herstellern bzw. Lieferanten kann dauern. Probedrucke müssen gemacht werden und Kosten kalkuliert. Die Rohwaren kosten, wenn man die richtigen Bezugsadressen kennt und auch in kleiner Stückzahl etwas kaufen kann (was aber oft nicht der Fall ist) nicht so viel. Einen großen Anteil an der Preiskalkulation nimmt (neben der MwSt.) die Veredelung ein. Man muss sich nur mal die Produkte der großen Reitsporthersteller angucken, das ist der Hammer, was da an Veredelung vor allem bei Kleidung drinsteckt! Sowas können (und wollen) die meisten Merchandise-Anbieter gar nicht leisten. Da wird vielleicht eine Kleinigkeit noch zusätzlich angenäht, vielleicht ist jemand auch bereit ein Eigenlabel zu bezahlen, doch das ist eine Vorausleistung von der man oft nicht weiß, ob sie sich refinanzieren läßt. Der nächste Punkt ist die Lagerhaltung, der Versand, die Kundenkommunikation, die Rechnungsstellung, usw. und was wenn Reklamationen kommen? Da steckt eine gehörige Portion Geschäftssinn, Ausdauer, Risiko und Idealismus drin. Und wer kann das überhaupt zeitlich leisten, wenn man arbeiten oder studieren geht? Die liebe Hausfrau-Mami? Man kann es sich ein bisschen leichter machen, indem man zu einem der All-inclusive & Full-Service Shopanbietern geht. Für den Anfang ist es vielleicht das vernünftigste, auch wenn man damit am wenigsten etwas verdienen wird.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es trotz all der Herausforderungen auch unheimlich viel Spaß macht und ein wenig Stolz, wenn man sich eigene Produkte designen und herstellen kann. Ich weiß nicht, inwieweit bei den Reitsportbloggern mit Shop wirklich der Gedanke ans viel Geld verdienen eine Rolle spielt. Anfangs sind die Kosten höher als die Einnahmen, wie eigentlich überall, bis der sog. Break-Even-Punkt erreicht ist. Die Shops, die ich bisher gesehen habe, sind jedenfalls nicht mit Produkten bestückt, die Reichtümer versprechen. Die Marge, auch wenn viele Unwissende über die hohen Preise jammern, ist relativ gering. Setzt man sie allerdings zu hoch, kauft kaum einer etwas.
Wobei es ist nicht nur der Preis oder die Bekanntheit, die über den Verkauf entscheidet, das Produkt sollte idealerweise irgendeinen Mehrwert bieten und natürlich gefallen. Ich finde, das ist sogar das wichtigste. Man ist eventuell selbstverliebt in die eigenen Sachen, aber gefällt es anderen oder warum wird gekauft? Nur weil man so ein riesengroßer Fan ist?
Oder weil gutes Marketing gemacht wird? Selbstverständlich steckt bei jedem viel Herzblut drin. Alles wird mit viel Liebe, ökologisch nachhaltig und unter fairen Arbeitsbedingungen produziert. Ist doch Quatsch! Wer das glaubt ist naiv oder muss, wenn er das tatsächlich will, tiefer in die Tasche greifen, nur dazu sind die wenigsten bereit. Daher muss nun mal ‘billig’ produziert werden, damit überhaupt etwas übrig bleibt. Richtig Geld scheffeln diejenigen, die Massenwaren für die Massen produzieren. So ein kleiner Merchandise-Shop gehört da meiner Meinung nach nicht dazu.

Und nun, mit so vielen Shops, die es inzwischen gibt, von welchem Reitsportblogger wäre ich bereit etwas zu kaufen und bspw. deren Shirts anzuziehen? Ehrlich gesagt, so richtig viele fallen mir da nicht ein. Hm, eigentlich keiner! Naja, eine vielleicht. Meistens gefällt mir das Design und die Farben nicht oder ich kann mich nicht so ganz mit der Person identifizieren, weil ich ein etwas anderes Leben führe. Ich gehöre wahrscheinlich auch nicht zur Zielgruppe, sondern bin ne verirrte Ü30-Reiterin, die irgendwie aus Versehen auf deren Shops gelandet ist. Ist nicht so leicht diesen zu entgehen, sprießen wie Pilze aus dem Boden. Zumindest innerhalb der letzten Monate. Will ja jeder etwas abhaben vom Kuchen äh Geld der Shoppingsüchtigen, selbst wenn die Einnahmen nur einen Teil der Gesamtkosten decken. Oh, zu den Shoppingsüchtigen gehöre ich vermutlich selbst dazu?! Denn wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, so viele Schabracken wie ich habe, gehöre ich definitiv zu den Schabrackensüchtigen. Und soviel wie ich auf Reitsportbloggerportalen rumdaddel, könnte man das auch schon ne Sucht nennen! Warum dann nicht auch noch Shirts kaufen? Nur von wem? Wer hat vom Design, von den Farben und von der Marken-Botschaft etwas, das mir gefällt? Ich bin noch nicht fündig geworden. Vorschläge sind willkommen!

[Beitrag enthält unbezahlte Werbung ohne Beauftragung dazu.]

Bildquelle:
Foto Turnbeutel (verändert mit eigener Grafik) – Created by freepik – www.freepik.com

0 Gedanken zu “Braucht man als Reitsportblogger einen Shop?

  1. Also die Leute haben auch meinen Respekt, aber wie du sagst ich würde nie Fanartikel kaufen. Klar was die machen ist auch schon leicht “beruflich”, aber gleich deswegen Fanartikel? Es geht ja eigentlich um den Reitsport und was die alles erreichen mit ihren Pferden und nicht um etwas zu vermarkten 😀

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