Hilfe, ich bin ein Wiedereinsteiger?! – Teil 1

WIE ICH WIEDER ZUM REITER WURDE

Diejenigen, die sich meine Reiter-Into durchgelesen haben, wissen bereits, dass ich einige Jahre nicht geritten bin. Es waren fünf komplette Jahre, nachdem ich mein erstes Pferd nicht mehr besaß. Damals in der Anfangszeit ohne eigenes Pferd dachte ich noch, ich werde mir ganz schnell eine Reitbeteiligung suchen. Es kam anders…

Eine Dame aus dem früheren Stall hatte mir freundlicherweise angeboten, ich kann ihr Pferd reiten, leider stand es 30 min Autofahrt von meinem damaligen Wohnort weg und ich hatte zu der Zeit kein Auto. Mein Freund hatte auch keins. Ich konnte das liebe Angebot leider nicht annehmen. Wir waren beide damals an der Uni beschäftigt, mit wenig Geld, das eigentlich grade so reichte. Noch heute wundere ich mich, wie ich es in der Zeit mit Pferd überhaupt finanziell über die Runden gebracht habe. Aber das ist ein anderes Thema, über das ich gerne auch einen Beitrag schreiben kann, wenn es euch interessiert.

Ohne Pferd war ich damals ehrlich gesagt erstmal sehr erleichtert, nicht mehr diese enorme finanzielle Belastung zu haben, vor allem weil ich die letzten Jahre keinerlei Beihilfe mehr von meinen Eltern bekam und ich mein Leben und mein Pferd komplett alleine finanzieren musste. Nachdem mein erstes Pferd weg war, hatte ich logischweise plötzlich viel mehr Zeit. Ich buchte als erstes eine Flugreise, weil ich endlich Geld dafür übrig hatte und machte Urlaub. Danach konzentrierte ich mich mehr auf die Uni und viele andere Sportarten und Freizeitaktivitäten. Durchtanzte Nächte, viel Party, ausschlafen ohne schlechtes Gewissen, war alles jederzeit möglich. Ich fuhr sehr viel Fahrrad zu der Zeit, spielte Badminton, fuhr Inliner und ging sogar manchmal joggen. Trotz dem ganzen Sport veränderte sich mein Körper, vor allem die Beine. Vielleicht weil ich älter wurde oder vielleicht weil andere Muskeln eingesetzt wurden?

Die Jahre gingen dahin, die Reitsachen wurden in die hinterste Schrankecke verbannt oder im Keller in irgendwelche Kisten verpackt. Eine Reitbeteiligung suchen, war mir nicht mehr wichtig. Mein Freund und ich zogen in eine andere Stadt, begannen beide unsere ersten richtigen Jobs nach der Uni bei Firmen. Wir lebten nach dem Umzug 100% pferdefrei und leider ein ziemlich unsportliches Leben. Weder im Fernsehen, in Zeitschriften, in Büchern, noch im Internet beschäftigte ich mich mit Pferden oder dem Reitsport. Nichts. Meine alten Pferdebücher standen zwar in der neuen Wohnung sichtbar im Bücherregal, doch wurden komplett ignoriert. Es war nicht so, dass ich mich anstrengen musste, sie zu ignorieren, es war mir einfach kein Bedürfnis danach. Ich vermisste das Reiten nicht wirklich. Das einzige was ich schrecklich vermisste war mein Pferd. Und ich weinte sehr oft, weil er nicht mehr Teil meines Lebens war.

Ich weiß nicht, welches Ereignis der Auslöser war, mich doch wieder mit Pferden und Reiten zu beschäftigen. Auf dem Weg zur Arbeit auf der Autobahn häuften sich die Ereignisse, dass ich Reiter im Feld reiten sah. Auf einem Firmentreffen waren wir in der Gaststätte eines Reitstalles essen und bei einer Arbeitskollegin sah ich ihre Reitstiefel im Kofferraum. Ich sprach sie an und erzählte, dass ich früher auch geritten bin. Sie erzählte mir dann gelegentlich von ihrer Reitbeteiligung. Vielleicht waren es diese kleinen Berührungspunkte, die ausreichten, um den Wunsch zu wecken, doch wieder reiten zu gehen?
Ich weiß es nicht mehr so genau, vielleicht war es tatsächlich das tolle schwarze Pferd im Frühnebel auf den Feldern, das ich auf der Autofahrt gesehen hatte.

Eines Tages war ich gerade auf der Heimfahrt von der Schweiz, ich hatte dort an einem Kongress teilgenommen und sah das bekannte Firmensymbol eines Reitsportartikelgeschfts auf einem Gebäude. Selbstverständlich kannte ich das noch, denn ich hatte bereits früher dort eingekauft. Ich fuhr zu dem Geschäft, betrat eine mir irgendwie neue und zugleich vertraute Welt und kaufte mir neue Reitstiefel, denn in meine alten passte ich nicht mehr hinein. Ebenso musste ich mir neue Reithosen besorgen und kaufte bei Loesdau sofort welche von Pikeur. Die waren mir früher als Schülerin und Studentin immer zu teuer gewesen. Dank Job war das zum Glück kein Problem.
Ich kleidete mich komplett neu ein, neuer Helm, Gerte, Handschuhe und was man sonst so braucht. Keine Sporen, die hatte ich noch und habe sie allerdings auch bisher nicht mehr angezogen.

Da war ich nun wieder ein Reiter oder zumindest so angezogen, fehlte nur noch ein Pferd. Und das ist eine andere Geschichte!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert