KINDLICHER LEICHTSINN MIT SCHUTZENGELN
Ausreiten in die Natur ist für viele Reiter eins der schönsten Erlebnisse zusammen mit ihrem Pferd. Für mich ist das ebenso. An meinem allerersten Ausritt habe ich in meinen ersten Reiterferien teilgenommen, ein halbes Jahr nachdem ich mit Reiten begonnen hatte.
Ich ritt damals eine kleine Shettystute und fiel prompt während des Ausritts zum ersten Mal runter, wurde sogar ein Stück mitgeschleift, weil mein Fuß im Steigbügel hängen blieb. Damals hatte ich noch keine richtigen Reitstiefel und ritt in Gummistiefeln oder sogar Turnschuhen. Das Pony hatte zu meiner Überraschung den Turbo gezündet, um den Anschluß nicht zu verlieren, weil es das kleinste Pferd von allen war.
Der Sturz vom Pony war für mich zum Glück keine schlimme Sache, nur die Jacke war kaputt, ich bin trotzdem gleich wieder aufgestiegen und weiter ging es im Galopp. Im Nachhinein denke ich, es wäre besser gewesen ein kleines Mädchen wie mich in die Mitte der Gruppe zu nehmen und nicht ans Ende. Das ist ein Beispiel für eine Maßnahme, um die Sicherheit bei einem Ausritt vor allem in der Gruppe zu erhöhen.
Reitet man alleine aus, gibt es natürlich keine anderen Pferde, denen es hinterher zu galoppieren gilt. Man kann das Tempo in der Regel selbst wählen und muss dies auch können.
Meinen ersten Ausritt ganz alleine habe ich verbotenerweise auf meinem ersten Reitbeteiligungspony gemacht. Eigentlich durfte ich nur auf der Wiese vorm Stall reiten, doch irgendwann hat es mich gejuckt und ich wollte ins Feld raus ausreiten. Ich hatte die Besitzer damals schon mehrfach nach einem gemeinsamen Ausritt gefragt und wurde immer wieder vertröstet. Nicht, weil ich nicht bereit dafür gewesen wäre, denn ich hatte auf anderen Ponys einige Ausritte unternommen, sondern weil die Besitzer einfach keine Zeit oder Lust hatten, mal mit mir auszureiten.
Eines Tages habe ich es auf eigene Faust gemacht, was ziemlich leichtsinnig und ungehorsam von mir war. Ich war damals erst zehn Jahre alt und kannte keine Angst beim Reiten. Also nahm ich das Pferd, bin ein paar Feldwege im Schritt entlang und bin sogar warnsinnigerweise die Hauptstraße durchs Dorf wieder zurück zum Hof geritten. Es war nur ein kurzer Ausritt, doch mit einem Pony, welches ich erst wenige Monate kannte, noch nie außerhalb der nahen Stallwiese und schon gar nicht im Straßenverkehr geritten bin, war das hochgradig leichtsinnig. Ich kann mich sogar jetzt noch, Jahrzehnte später, daran erinnern wie ich alles empfunden habe. Vielleicht glaubt das keiner, aber ich war cool, in keinster Weise aufgeregt oder ängstlich. Ich erinnere mich noch an die Blicke mancher Dorfbewohner, die waren sehr verwundert. Und ich erinnere mich noch an das Wiehern meines Ponies, als es sich im Spiegelbild eines Schaufensters gesehen hatte. Es ist ein Erlebnis, welches ich bis heute nicht vergessen habe.
Auf dem Bauernhof zurück bin ich zu den Besitzern hin geritten und habe ehrlicherweise erzählt, was ich gemacht hatte. Ich hätte stattdessen auch hintenrum übers Feld zurück zum Stall reiten können und kein Mensch hätte etwas mitgekriegt, denn der eigentliche Hof lag ca. 300 m weit weg. Die Besitzer waren erstmal ziemlich erschrocken und wollten es nicht glauben, sie dachten, ich sei nur mal den kurzen Weg zwischen Stall und ihrem Hof herumgeritten. Sie verboten mir natürlich weitere Ausritte und sind leider nie mit mir zusammen ausgeritten. Zudem verlor ich das liebe Pony im kommenden Sommer als Reitbeteiligung, weil er auf die Sommerwiese gestellt wurde und die Reitsachen im Winterstall blieben. Die Besitzer wollten leider nicht mehr, dass ich auf ihm ritt. Es war ihnen zu riskant, weil ich damals ein ziemlich leichtsinniges und eigensinniges Kind war und noch anderen Blödsinn gemacht habe.
Alleinige Ausritte blieben mir die nächsten Jahre daraufhin verwehrt, es gab keine Gelegenheit dazu, denn ich ritt nur mit Betreuung von Reitlehrern in einer Gruppe aus. Ich dürfte zwar als Teenager alleine auf dem Platz reiten, doch ins Gelände mit keinem Pferd. Das war auch gut so, denn es war im Grunde nur Glück gewesen, dass mit dem Pony im Dorf nichts passiert ist.
Die nächste Gelegenheit für alleinige Ausritte bekam ich erst wieder mit 16 Jahren, ich hatte eine Traberstute als Reitbeteiligung bekommen und durfte mir ihr alleine ausreiten, denn die Besitzer hatten wiedermal selten Lust zu reiten, obwohl noch andere Pferde zur Verfügung standen. Außerdem gab es gar keinen Reitplatz, es blieb nur das Gelände übrig. Ich kannte mich dort allerdings sehr gut aus, weil es in meinem Heimatort war und ich mit dem Fahrrad oder unserem Hund immer viel durch die Natur gestreunert war.
Mit dieser Stute habe ich im gleichen Jahr meinen Reiterpass gemacht, welchen ich jedem Geländereiter, egal ob alleine oder in der Gruppe, als Grundlage nur empfehlen kann. In einem weiteren Beitrag werde ich auf die Lehrinhalte eingehen und weitere Erlebnisse aus der Zeit berichten.