Eventbericht – Feuerwerk auf der Tannenhof’schen Hengstschau

MENTALE LOSGELASSENHEIT FÜR JEDEN REITER

Wie letztes Jahr hatte ich mir den Termin der Hengstschau vom Gestüt Tannenhof in Heidenrod in den Kalender geschrieben und entschloss mich hinzufahren. Ob ich dieses Jahr tatsächlich wieder zu den gleichen Events wie in 2018 fahren werden, kann ich noch nicht sagen. Einerseits sind ein paar neue Events interessanter, wie z.B. die Trakehner Hengstschau, andererseits liegen manche Events in praktischer Nähe, so dass ich auf diese wahrscheinlich wieder gehen werde. Mal sehen, was sich dieses Jahr noch so ergibt. 

D7FB0D13-6260-4B0D-8B71-B25FFA888686Bei recht kühlem Wetter fuhr ich los in den Taunus und merkte wie weit der Frühling in diesem Jahr schon fortgeschritten ist. Am nächsten Tag hatten ich eine allergische Bindehautentzündung und der Gang zur Apotheke stand an, denn anders als in meiner Stallapotheke, war meine eigene nicht für den Einsatz gerüstet.

Ich war ein wenig früher dort als im Jahr zuvor, was definitiv sinnvoll war, um noch einen Platz in der vordersten Sitzreihe zu bekommen. Mir kam es etwas voller als letztes Jahr vor, zumindest was die Sitzplatzbelegung anbelangte. 

Herr Plönzke, der Gestütsinhaber, schätzte in seiner Begrüßungsrede die Zuschauermenge auf 500 vor Ort und sagte, es schauen in der Regel um die 3000 Zuschauer über ClipMyHorse zu. Für seine Familie und die vielen Mitarbeiter fühlt sich der Tag wie die Holsteiner Körung an, so eine enorme Bedeutung hat es für sie. Im Gründe „kört“ jeder Züchter mit der Auswahl des Deckhengstes für seine Stute noch einmal und dieser Termin ist vielleicht für viele der Moment sich endgültig zu entscheiden, auf welchen Hengst die Wahl fällt. Dabei hilft womöglich auch die Information, dass es drei der Tannenhof Hengste in die Top 5% der FN-Zuchtwertschätzung gebracht haben. Deutlich mehr Qual der Wahl hatte der Besucher später am Büffet mit 60 verschiedenen Kuchen! 

FC1B507B-AAC2-408C-9871-AC25468C7242Im Team zusammen mit dem Burghof Brodhecker und den Dressurhengsten Schleier wurden zwölf Hengste für Springen und Dressur gezeigt. Überall ausgelegt war das hauseigene Hochglanzmagazin, inzwischen in der 20. Ausgabe, und die gemeinsame Hengstbroschüre der Partner. Volker Raulf unterhielt dabei mit teilweise markigen Sprüchen das Publikum, worunter sich manche sogar aus Basel auf den Weg gemacht hatten, die meisten Besucher kamen aus der Region.

Die Veranstaltung bestand wie letztes Jahr aus zwei Teilen mit einer langen Pause dazwischen. Der erste Part startete mit fünf Dressurhengsten, die vereinzelt deutliches Springblut in sich führen, was längst kein Geheimrezept mehr ist.
Das gedankliche Spiel, was wäre wenn ich Züchter wäre, könnte ich anhand dem gebotenen eine Entscheidung für einen Hengst treffen, setzte wieder ein. Nach so vielen Hengstschauen, die ich inzwischen besucht habe, weiß ich es ginge nicht. Ich könnte sagen welchen ich nicht will und damit eine engere Auswahl treffen. Eine Hengstschau ersetzt meiner Meinung nach kein Gespräch und Beratung mit dem Hengsthalter und die Information über die Nachzucht. Daher war der Kommentar von Volker Raulf angebracht, man solle die alten Deckhengste mit mehr Nachkommen nutzen, wenn man mehr Sicherheit braucht.

Die Hengste zeigten mehr oder minder gut ihre Veranlagung in den Gängen und man merkte eine gewisse Anspannung bei den meisten von ihnen. Reiterlich fand ich nicht alles so toll, aber wenn die gewünschten Turniererfolge kommen, soll es wohl für die Besitzer recht sein. Sicherlich ist eine Hengstschau eine stressige Angelegenheit, nur manches wie sehr hoch getragene Reiterhände, fällt mir auf den Fotos besonders auf und die Auswahl nach einem rundum schönen Bild ist dann etwas schwer. Leider sieht man auf Hengstschauen nicht immer die feinsten Reitweisen, sondern genau das wofür ein paar Sportreiter bei anderen Veranstaltungen im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung stehen.

Hier ein paar Impressionen der gezeigten Hengste vor der Pause:

1 Chambretto – Jasmin Moghaddam
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2 Flashback – Caro Brandt
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3 Beckham GT – Anni Feix
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4 Download GT – Jasmin Moghaddam
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5 De Sandro – Caro Brandt
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Bei meiner Ankunft auf dem Hof war mir Yvonne Gutsche über den Weg gelaufen und da wußte ich gleich, wer den Showakt in diesem Jahr übernommen hatte. Ich hatte sie zuvor noch nie live gesehen und freute mich sehr darauf. Sie zeigt ein ziemliches Kontrastprogramm zu den Dressurpferden. Ihr Pony hatte die Ruhe weg und meisterte Situationen, vor denen die allermeisten Pferde Reißaus genommen hätten. 

DSC01346_1cIhr Leitspruch war: „Alles funktioniert mit dem Pferd wenn es Vertrauen hat.“ In diesem Sinne präsentierte sie eine bewundernswerte mentale Losgelassenheit beim überqueren und passieren von einer unter den Hufen knallenden Luftpolsterfolie, einer Gasse mit lautem Getöse, vor die Füße rollenden Bällen, ritt durch eine Mauer aus Kartons, zog Luftballons am Pferd hinter sich her, ritt über flatternde Planen und ließ das Pferd zwischen vier Feuerwerksfontänen ruhig stehen. Waghalsig war das hineinreiten in einen fahrenden Pferdeanhänger aus dem Galopp, mit Trense und am Halsring, letzteres wohl eine Premiere.
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Sie wollte noch etwas bzgl. Hör- und Sehbild des Pferdes erläutern, was leider zu kurz kam. Stattdessen brachte der Moderator sie zu einer Zusage für ein Trainingsseminar. Sie soll Dressurreiter mehr (Los-)gelassenheit beibringen, damit die Siegerehrung nicht mehr so stressig für die Pferde ist. Da bin ich mal gespannt, ob man diesen Termin bald auf der Webseite vom Tannenhof angekündigt sieht. Bisher findet man dort nur Dressurlehrgänge.

B922A388-98BA-4899-BC1C-1800994892C6In der Pause genehmigte ich mir ein Stück Kuchen, wobei die Wahl in dem Gedränge leicht fiel, denn ich nahm das was gerade vor meiner Nase stand. Ob so auch die Wahl für den Deckhengst gefällt wird? 

5E516430-64BC-469B-87C7-FE72BAF5CBDANach der Stärkung ging es hoch in die für Besucher offenen Stallungen. Ich kannte vom letzten Jahr noch alles und fand es nicht mehr so spannend. Also lief ich weiter den Hügel hoch und bemerkte plötzlich wie Leute aus einer Tür hinter einer Scheune heraus kamen. Also lief ich dort auch mal rein und entdeckte zu meiner Überraschung einen sehr großen Stall, den ich beim letzten Besuch völlig übersehen hatte.
8E9D9BAE-97BB-4E21-B1E8-0A2A51CFA9A7In den Boxen waren zig weitere Pferde untergebracht. In den beiden unteren Ställen war Platz für 25 Pferde und oben für mehr als 40. Im oberen Stall insbesondere in der zweiten Boxenreihe waren sehr viele junge Pferde aus den Jahrgängen 2016-2018 untergebracht. Wer also ein Jungpferd aus den gezeigten Hengsten sucht, wird hier womöglich fündig.
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Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden ein paar Nachkommen an der Hand gezeigt. Ich weiß leider nicht mehr aus welchen Hengsten. Im ersten Teil war ein Nachkomme von Fahrenheit namens Freudenstern von Anja Plönzke unter dem Sattel vorgestellt worden und Nadine Deußer zeigte mit Chaccada, eine Stute von Chacco Chacco, ein paar schöne Sprünge. 

Die weiteren gezeigten Hengste waren folgende:

6 Chilano Blue – Philipp Brodhecker
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7 Crimetime – Jasmin Moghaddam
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8 Chigaru – Philipp Brodhecker
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9 Conteur – Wouter Messens
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10 Cascais – Philipp Brodhecker
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11 Chacco Chacco – Andreas Kippling
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12 Fahrenheit – Anja Plönzke
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Zum Abschluss kamen alle an der Hengstschau Beteiligten noch mal für eine Abschlussaufstellung mit Fackeln in der Hand in die Halle und es wurde sich für den Besuch bedankt.
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Ich machte mich danach gleich auf den Weg zurück zu meinem eigenen Pferd und dachte auf der Heimfahrt über den Unterschied in der Losgelassenheit bei Yvonne Gutsche und den anderen Reitern nach. Viele Reiter müssten sich wirklich etwas von den Showreitern abgucken. Es wird viel zu verkrampft geritten, was leider an den Pferden sichtbar ist. 

Einen ersten und vielleicht essentiellen Schritt zu mehr Losgelassenheit, hat der Moderator mehrfach angesprochen als er die Reiter aufforderte zu lächeln. „Reiten darf nach Spaß aussehen!“

[Beitrag enthält unbezahlte Werbung und Namensnennung ohne Beauftragung dazu.]

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