EINE ENTWICKLUNGSÜBERSICHT ZUR DOKUMENTATION
Ohne Huf – kein Pferd, der wichtigste Satz im Pferdebereich! So einfach einem dieser über die Lippen kommt, umso schwerer ist die Umsetzung, die Hufe eines Pferdes optimal in Ordnung zu halten, wenn das Pferd Problemehufe hat. Wobei die Frage berechtigt ist, ob mein Pferd tatsächlich so schwer zu bearbeitende Problemhufe hat oder wir einfach nicht den richtigen Hufschmied bzw. Hufbearbeiter finden?
Fangen wir von vorne an, als ich mein Pferd Mitte Juni 2015 kaufte, sagte die Vorbesitzerin zu mir, er habe rechts vorne einen Bockhuf und an diesem soll im Sommer ein Jahr zuvor eine Hufrehe passiert sein. Beides hielt mich nicht davon ab, ihn zu kaufen, weil man meiner Meinung nach (fast) alles bei guter Bearbeitung wieder hinkriegen kann.
Was jetzt folgt sind Fotos, Notizen und Bemerkungen der nachfolgenden Hufbearbeitung. Warum und wozu? Weil ich momentan wieder mal am überlegen bin, den derzeitigen Hufschmied bzw. Hufbearbeiter zu wechseln. Dies passiert nicht zum ersten Mal, sondern es wäre dann Hufschmied Nummer fünf, wobei ein Wechsel durch einen Stallumzug bedingt war und nicht weil ich mit der sich entwickelnden Hufform unzufrieden war.
Das mit dem unzufrieden sein muss ich sinnvollerweise vorab erläutern, damit da kein falscher Eindruck entsteht. Ich bin selbstverständlich kein Hufexperte und es geht mir nicht um eine schöne Form nach Lehrbuch, sondern ich beobachte wie sich die Hufe im Laufe der Bearbeitung durch den jeweiligen Schmied entwickeln und welche Ergebnisse seine Arbeit bringt. Man bzw. ich als Laie sehe leider nicht alles sofort, sondern oft erst nach Monaten, ob die Bearbeitung in eine Richtung verläuft, die für mein Pferd gut ist oder in mir Fragen aufkommen, ob die derzeitige Form und Stellung wirklich noch gesund und meinem Pferd zuträglich ist.
Ich bin der Meinung als Hufschmied übernimmt man die Verantwortung für seine Arbeit an einem Lebewesen, aber als Besitzer tut man das ebenso und im Endeffekt hat man die Konsequenzen zusammen mit dem Pferd zu tragen. Also gilt es aufmerksam hinzusehen, welche Arbeit der Dienstleister Hufschmied macht.
Mit meinem ersten Pferd hatte ich trotz ebenfalls einmal auftretender Hufrehe (weswegen ich bei meinem jetzigen Pferd deshalb nicht abgeschreckt war ihn zu kaufen), nie besondere Probleme mit den Hufen. Er lief viele Jahre barhuf oder war meist nur vorne beschlagen und wenn ich mich recht entsinne, nur einen Sommer mal rundum mit Eisen ausgestattet, weil der Abrieb durchs Reiten stärker war als die Hufe nachwachsen konnten. Über korrekte Hufstellung habe ich mir damals wenig Gedanken gemacht, mein Pferd lief, lahmte nicht, wohl hatte er mal ein Hufgeschwür, aber auch das stellte nach abgeschlossener tierärztlicher Behandlung keine weiteren Probleme dar. Kurz, ich vertraute den zwei Hufschmieden, die ich in 17 Jahren an ihm hatte und der eine Wechsel geschah nur aufgrund eines Stallumzugs. Soviel zu meiner Vorerfahrung mit Hufschmieden bei meinem ersten Pferd.
Zum Thema Weiterbildung habe ich den Reiterpass und das kleine Reitabzeichen gemacht, sowie an einem Seminar für Pferdehalter „Kleine Hufakademie“ teilgenommen und mich mittels Pferdezeitschriften und Büchern weitergebildet. Also ein völliger Laie mit Wendy- oder Facebookwissen bin ich nun auch nicht, aber man kann immer noch soviel mehr dazu lernen, den Blick schulen und sollte aufgeschlossen zu der Meinung von Profis bleiben.
Hufschmied Nr. 1: Juni 2015 – September 2016
Gekauft hatte ich mein Pferd mit einem rundum Eisenbeschlag. Dieser musste hinten entfernt werden, weil ich mein Pferd in einen Offenstall stellte, in dem aufgrund einer potentiellen Verletzungsgefahr die Bedingung für Einsteller war, entweder barhuf oder Duplos für die Hinterhufe drauf zu machen. Ob das Sinn macht oder nicht, in einer Wallachherde den Eisenbeschlag bei den Vorderhufen zu akzeptieren, mag ich hier nicht diskutieren. Also kamen hinten Duplos drauf, die leider nicht lange drauf blieben, sondern sehr schnell verrutschten und schon nach zwei Wochen abflogen. Dementsprechend negativ war mein Ersteindruck von diesem Beschlagsmaterial. Deswegen wurde mein Pferd hinten Barhufer.
Was mir in nächster Zeit auffiel war ein ungleiches Auftreten der Vorderhufe. Links trat mein Pferd hörbar lauter auf als rechts, mir schien rechts setzte er zaghafter auf und manchmal sah ich eine Art ticken auf hartem Boden. Irgendwie stimmte etwas nicht. Das äußerte sich eventuell dann in einer Lahmheit ab Anfang Oktober. Allerdings hinten links, wobei ein Pferd oft diagonal Probleme entwickelt. Der Tierarzt riet nach sechs Monaten barhuf wieder zu einem Beschlag für hinten, weil mein Pferd wohl falsch auffußt und dies korrigiert werden muss, zudem bemerkte der Hufschmied hinten links einen vermehrten Abrieb. Also bekam mein Pferd rundherum Eisen aufgenagelt.
Leider fielen in diese Zeit mit Hufschmied Nr. 1 mehrere Ausfälle wegen Lahmheit durch immer wieder aufkommende Fesselgelenksentzündungen hinten links. Wie diese therapiert wurden, schreibe ich besser mal in einem eigenen Beitrag. Ich kann nicht ausschließen, dass diese etwas mit der Art der Hufbearbeitung zu tun haben, wobei die erste Entzündung meiner Meinung nach nicht alleinig dadurch verursacht wurde. Die Eisen hielten fast immer, nur je zweimal flog eins im Gelände ab. Mit der Zeit fiel mir auf, die Hufe wurden immer ovaler und länglicher. Da ich an verschiedenen Stellschrauben (Tierarzt, Sattel, Futter, etc.) Änderungen vornahm, war eines Tages auch der Hufschmied dran zu wechseln. Ich wollte es wenigstens probiert haben, denn mein Pferd war bis dahin immer wieder lahm.
Hufschmied Nr. 2: Oktober 2016 – Mai 2017
Also fragte ich im Stall herum, welche Hufschmiede hier verkehrten und wechselte zu einem, der eigentlich viele Kaltblüter beschlug. In den folgenden Zeitraum fällt, dass mein Pferd endlich lahmfrei wurde, aber wie gesagt, ich probierte vieles weitere aus u.a. Akupunktur, Blutegel und Hyaluronsäure, so dass die Fesselgelenksentzündung hinten links wahrscheinlich nicht nur wegen einem anderen Hufschmied heilte. Eigentlich wäre ich gerne bei diesem geblieben, doch durch einen Stallwechsel lagen wir außerhalb seines Fahrgebiets und für nur ein Pferd lohnte es sich nicht für ihn.
Hufschmied Nr. 3: Juni 2017 – Februar 2018
Den neuen Hufschmied wählte ich wieder auf Empfehlung der anderen Einsteller, weil dorthin so einige gingen und er praktischerweise einen ganzen Tag lang die Kundenpferde vor Ort machte und man noch nicht mal dabei anwesend sein musste, was einem als Berufstätiger gelegentlich einen Urlaubstag spart. Oft war mein Pferd erst am Abend dran, so dass ich zum Glück fast immer dabei sein konnte, was ich im Grunde auch für wichtig halte.
Die Hufe wurden wieder mal auf eine neue Art bearbeitet, sogar unter tierärztlicher Kontrolle inkl. Röntgenbilder. Ich fühlte mich in sehr guten Händen und mein Pferd blieb weiterhin lahmfrei.
Leider brachen die Hufe häufig aus und das Dilemma begann im Winter 2018 als durch einen sehr matschigen Winterpaddock ein Eisen vorne rechts verloren ging. Kann passieren, dachte ich mir. Also wurde es wieder drauf genagelt. Leider verlor mein Pferd dann im zwei bis drei Wochen Rhythmus immer vorne rechts das Hufeisen und dadurch wurde die Hufwand, sofern nicht die gleichen Nagelkanäle wieder genutzt werden konnten, durchlöchert wie ein Sieb. Zudem weigerte sich mein Pferd von Mal zu Mal immer mehr die Stallgasse zu betreten, in der er beschlagen wurde. Ich hätte wohl auf mein Pferd hören sollen! Als er es zum fünften Mal aufgenagelt bekam, musste der Hufschmied weiter hinten Richtung Hufballen den Nagel setzen, weil vorne alles schon ausgebrochen war und traf wohl lebendige Bereiche. Mein Pferd war danach lahm und hatte eine sehr schmerzhafte Hufentzündung bekommen. Ich beschloss den Hufschmied zu wechseln.
Hufschmied Nr. 4: März 2018 – Juli 2019
Der neue Hufschmied bzw. Huftechniker übernahm dann ein vor Schmerzen ängstliches Pferd und beschlug ihn absolut einfühlsam. Von Mal zu Mal entspannte sich mein Pferd.
Als Beschlag kamen Duplos drauf, bei denen ich erst große Befürchtungen hatte, dass sie nicht halten, was sich in der Zeit kein einziges Mal bestätigte. Sie hielten immer, egal bei welchem Wetter. Wobei man erwähnen muss, dass mein Pferd seitdem zusätzlich noch Hufglocken trug, was evtl. vor einem eigenen Abtreten half und zudem war es den Winter 2018/2019 etwas weniger lange matschig als im Winter davor. Wie immer gibt es mehrere Einflussfaktoren.
Was man in der Zeit auffällig beobachten konnte, war das Runterwachsen einer tiefen Einkerbung in der Hufwand. Diese „Rille“ entstand in der Zeit der Hufentzündung und der anschließenden Antibiotikagabe. An dieser sah man schließlich, dass der rechte Vorderhuf eineinhalb Jahre brauchte, um einmal von oben bis unten durch zu wachsen, was eher als langsamer Hufwachstum zu beurteilen ist.
Auch am linken Vorderhuf zeigten sich weitere Einkerbungen auf der Hufinnenseite, woher die in so einem regelmäßigen Abstand entstehen, finde ich verwunderlich. Mag es durch jeden neuen Beschlag kommen und wurde der Huf so sehr verändert?
Als dann diese größte „Rille“ auf Höhe der austretenden Nagellöcher war, hielt die Hufwand leider nicht mehr stand, weil sie darunter hohl ist und der Huf riß ein, wobei daran möglicherweise auch ein Nagel zu wenig schuld war. Andererseits finde ich sehen die Trachten am rechten Vorderhuf inzwischen zu lang aus.
Daraus ergab sich das Problem, beim nächsten Beschlag kein neues Eisen bzw. Duplo aufnageln zu können und mein Pferd ist derzeit rundum barhuf. Leider ist das eine Situation, die uns beide sehr einschränkt. Er darf nur noch auf weichem Boden laufen oder braucht einen Hufschutz. Da der jetzige Hufschmied mir keine Option anbot, den Huf bspw. mit einem Klebebeschlag zu schützen und mir den nächsten Termin erst wieder in acht Wochen gegeben hat, bin ich mit der Situation nicht zufrieden. Die langen Trachten vorne rechts wollte er nicht kürzen, was mir gerade im Hinblick auf die schnabelige lange Zehe und der Stellung des Hufbeins einige Fragen aufwirft und mich mit einer Verwunderung zurück lässt.
Hufschmied Nr. 5: August 2019 – ???
Bedeutet das nun ich suche mir Hufschmied Nummer Fünf? Ich bin derzeit am überlegen, ob Hufschuhe eine Option sind, allerdings sind acht Wochen eine lange Zeit und der Huf wächst weiter, wenn auch langsam. Die Hufe sind aber derzeit in einem furchtbaren Zustand und ich kann mir bei der Länge der Trachten nicht vorstellen, dass da keine Bearbeitung in der Zwischenzeit notwendig wäre. Ich selbst kann zwar daran herum raspeln und falls etwas abbricht es abfeilen, aber mehr möchte ich nicht machen, denn die Trachten zu viel zu kürzen kann Probleme mit der Sehne hervorrufen. Ich denke also darüber nach mir jemand Neues, zumindest für die Überbrückung zu suchen oder wenigstens eine Zweitmeinung einzuholen.
Was mich übrigens an vielen Hufschmieden nervt, ist die Ausrichtung auf eine Beschlagsform, entweder Eisen oder alternativer Beschlag, die wenigsten bieten beides an. Ich wünschte mal jemanden zu finden, der beides macht und einen nicht in eine Richtung bzw. Ideologie drängt. Bei Hufschmied Nummer vier habe ich den Eindruck gewonnen, man möchte aus meinem Pferd gerne einen Barhufer machen mit dem ich dann den Sommer lang nur auf weichem Hallenboden rumturnen kann, bis er sich ans barhuf laufen gewöhnt hat. Das macht einfach keinen Spaß und stellt bei der dünnen Hufsohle ein ziemliches Risiko dar, ich finde eine andere Lösung muss her!
Die Suche nach dem richtigen Hufschmied bzw bearbeiter ist oft eine never-ending story. Es nervt, dass wie du gesagt hast, fast niemand beides anbietet. Mein Pferd läuft jetzt seit 2 Jahren barhuf und wir können mittlerweile wieder alles machen. Aber klar, die Umstellung braucht ihre Zeit. Wünsche dir viel Glück bei der weiteren Suche.🦄🍀lg Lea
Hallo Lea, vielen Dank! Erschreckend wenn es anderen mit der Suche genauso geht. Es freut mich zu hören, dass es bei euch geklappt hat.👍☺️
Hülfä, die Hufgeschichte zeigt mal wieder, wie viele Stümper es unter den Huffachleuten es gibt. Bei Nr 2 sah alles ganz prima nach den Bildern aus und die genagelten Duplos waren absolute Katastrophe. Warum hat der Fachmann nicht die immer weiter weghebelnde Zehe gekürzt und das Desaster weiter laufen lassen ? Das arme Pferd muß mit solch grottigen Hufen leben. Am Ende Barhuf wo die Hufe völlig versaut sind. Ich hoffe für das Tier, daß mitlerweile wieder der Zustand vom 2. Schmied zurück ist, ob mit oder ohne Eisen.
Die Suche nach einem guten Hufschmied und Barfussbehandler ist so wie die Nadel in einem Heuhaufen suchen. Das gleiche wie mit guten Reitbeteiligungen