UND PLÖTZLICH BIN ICH EIN REITSPORTBLOGER!
Dieses Jahr war es soweit, ich war zum ersten Mal auf der Spoga in Köln und bin ziemlich beeindruckt von dem was ich dort gesehen und erfahren habe. Bisher habe ich die Reitsportfirmen nur aus der Endkundensichtweise gesehen, mit dem dortigen Besuch habe ich erste Einblicke “hinter die Kulissen” bekommen, was sehr interessant war.
Manch einer fragt sich vielleicht, was ist überhaupt die Spoga bzw. spoga horse und hat noch nie etwas davon gehört. Also, es ist eine zweimal jährlich stattfindende Händlermesse auf der Hersteller von Reitsportartikeln aus aller Welt ihre neuesten Produkte ausstellen und Fachhändler wie Reitsportgeschäfte diese vor Markteinführung sehen können, um ihre Bestellungen abzugeben, damit die neuen Waren zur Veröffentlichung im Laden sind und wir als Endkunden diese shoppen können.
Ja, richtig gelesen, es ist keine Messe, auf der man direkt etwas kaufen, sondern nur Bestellungen als Händler aufgeben kann. Diese sind dann allerdings in einer Höhe, die man als Endkunde sicherlich nicht bei einem üblichen Messebesuch ausgibt. Ich konnte somit meinen Geldbeutel stecken lassen und mich ganz auf die Produkte konzentrieren, egal was sie eines Tages mal kosten würden. Das ist eine neue Erfahrung, einfach mal die Vielfalt auf sich wirken lassen und Vielfalt gab es in der Tat!
Ich hatte mir vorab keinen Plan gemacht, zu welchen Firmen ich gehen wollte, sondern dachte, ich lass mich überraschen was sich so ergibt. Recht schnell war mir klar, dass diese Messe sich ziemlich von meinen bisherigen Messebesuchen unterschied. Bisher war ich als normaler Endkunde auf Messen unterwegs, jetzt war ich als Blogger dort, was mir ein seltsames Gefühl einer Entscheidung gab. Ja, damit ist es wohl offiziell, ich wurde als Blogger akkreditiert und bekam einen Presseausweis. Für alle, die jetzt meinen, ich höre mit meiner Serie “Kann man (noch) ein Reitsportblogger werden…” auf, nein, natürlich nicht!
Ich schlenderte also über die Spoga und strebte logischerweise sehr schnell zu meinem “Lieblingshersteller” hin. Wer könnte das anderes sein als Pikeur?! Als eine Eskadronsüchtige wurde ich magisch angezogen und fiel aus allen Wolken, als ich die neuen Farben sah. Ich wußte erst nicht, ob ich mich freuen oder entsetzt sein sollte. Warum, kann ich euch leider nicht verraten, denn Pikeur wäre ‘not amused’, wenn ich hier vor offiziellem Verkaufsstart alles schon verrate. Naja, es gibt die beiden offiziellen Pressebilder und ein kleiner Hinweis, fast schon in eigener Sache, wird vermutlich toleriert. Welche Farben hat mein Blog und mein Logo? Ja, genau und ich fürchte, ich werde schwach und etwas davon kaufen.
Nach dieser Überraschung schlenderte ich erstmal weiter und bemerkte, dass viele großen Hersteller ihre Waren vor neugierigen Blicken schützten. Einige Messestände waren wie eine Festung, hohe Wände ringsherum und es gab eine Rezeption, an der man sich für ein Gespräch anmelden musste. Wer einfach so reinlief, wurde entweder extrem beäugt oder angesprochen und gefragt, ob man jemanden suche oder sprechen möchte. Jetzt fühlte ich mich plötzlich wie ein Eindringling in die heiligen Hallen. Ich bin doch nur ein neugieriger Endkunde, äh Blogger. Mist, ich war null vorbereitet und ärgerte mich in dem Moment, dass ich mir nicht eine Strategie zurecht gelegt hatte, was ich hier eigentlich wollte.
Weiter hinten in der Halle kamen auch kleinere und offenere Stände, da fiel mir das zwanglose sich umschauen leichter. Es waren neue Firmen dabei, die ich bisher noch nicht kannte und ich werde sicherlich in nächster Zeit mal die Webseiten der Firmen anklicken, die im Ausstellerkatalog enthalten sind. Im hintersten Drittel der Halle gab es sogar Hersteller von Reitsportartikeln aus dem nicht-europäischen Ausland, die mir erstrecht nicht bekannt waren.
Ganz durchgelaufen entdeckte ich den bekannten Laufsteg, der real anders aussah, als bisher auf den Showvideos. Ich hatte später die Gelegenheit bei einer der zweimal am Tag stattfindenden Modenschauen zuzusehen, was sich viele Besucher nicht entgehen ließen.
Insgesamt war schon etwas los auf der Messe, zumindest in den Ständen, auf den Gängen war es nicht so überlaufen, wie auf anderen Messen. Viele der Aussteller hatten fast immer volle Tische und konnten sicherlich einige Vorbestellungen entgegen nehmen. Überall wurden Listen mit Bestellungen ausgefüllt und darüber gefachsimpelt, wie gut welches Teil aus welcher Kollektion wohl ankommen wird. Überhaupt, gab es sehr viele Möglichkeiten des intensiven Gesprächs, was auch ein wesentlicher Unterschied zu den bisherigen Messen ist. An den Standbau werden je nach Zielgruppe unterschiedliche Anforderungen gestellt.
Als Reitsporthändler konnte ich mich natürlich nicht vorstellen, dennoch ergaben sich ein paar nette Gespräche auf Deutsch und Englisch, je nachdem woher die Firmenvertreter gerade kamen. Ich wurde sofort in meiner neuen Rolle als Blogger angenommen, was mich irgendwie freute und zugleich erstaunte. Ich zeigte mehrfach meinen Blog und meine Instagramseite vor, schilderte kurz was ich mache, worüber ich poste und erfuhr von den Gesprächspartnern ihre bisherigen Erfahrungen mit Social-Media und was ihre Pläne sind. Alle waren generell offen für Kooperationen, wobei ich mit meiner Mini-Reichweite sicherlich niemandem vom Hocker riss. Das wäre die total falsche Erwartungshaltung. Eigentlich haben die Firmen auch schon längst ihre “Influencer” gefunden und wer da noch ein Plätzchen finden will, muss etwas bieten können oder eben durch Kontakte reinkommen.
Sicherlich hat die ein oder andere Firma noch nicht lange Erfahrungen mit dem Social-Media-Bereich gesammelt, doch wirklich etwas vormachen kann man solchen Firmen, die das Business in der Hinsicht ebenfalls immer besser verstehen und selbst aktiv steuern, gewiss nicht oder nicht mehr so wie noch vor ein bis zwei Jahren. Denn auch die Firmen holen sich ihre Experten dazu oder schließen sich Netzwerken an, die ihnen einen Nachschub an Leuten mit hoher Reichweite liefern, die für sie Werbung machen, sozusagen wie am Fließband. Okay, das mit dem Fließband ist jetzt etwas überspitzt ausgedrückt, aber jedem Neuling sollte klar sein, dass der Weg bereits von anderen beschritten wurde und man wahrlich mit Social-Media-Werbung kein Novum anbietet.
Gab es denn überhaupt richtige Neuheiten auf der Messe, abgesehen von neuen modischen Farbkombinationen? Ich würde mal sagen, ja, es werden auch technische Neuheiten auf den Markt kommen oder besser gesagt Trends, die im Reitsport ihren Einzug halten. Welche das sind kann man in den Presseerklärungen nachlesen, die werde ich gewiss nicht abschreiben. Ich schreibe lieber über welche, die mir aufgefallen sind, selbst wenn sie nicht mehr wirklich brandneu sind.
- Glitzer: “Früher war mehr Lametta” gilt nicht für den Reitsport. Egal ob Reithelme, Reitstiefel oder Bekleidung, am Reiter bzw. Reiterin selbst, hört es nicht auf zu glitzern. Waren es in den Anfangszeiten noch große Steine, so sind es jetzt feinkörnige Glitzerflächen, was mir persönlich besser gefällt.
- Roségold: Im Modeschmuck seit einer Weile Trend, im letzten Herbst so richtig durch Pikeur eingeläutet, wobei es von anderen Firmen bereits davor und nun immer mehr Produkte gibt. Auch bei Bekleidung, meist an Reißverschlüssen. Bei Reithelmen gibt es ebenfalls den Trend zu diesem metallischen Farbton. Wie lange der Trend bleibt, wird sich zeigen.
- Natürliche Pflegeprodukte: Beim Pferd werden Naturprodukte mit natürlichen Inhaltsstoffen immer beliebter. Was der Mensch sich kauft, kann für das Pferd ebenfalls nur gut sein. Dieser Trend wird bestimmt noch mehr in Fahrt kommen.
- Humane Pflegeprodukte: Stellte eine Firma bisher nur Pflegeprodukte für Pferde her, so kommen immer mehr für den Menschen auf den Markt zur Erweiterung des Portfolios. Macht auch Sinn und bringt weiteren Umsatz.
- Aloha: Blümchenmuster wo man nur hinschaut. Soll angeblich bei Klamotten noch oder wieder Trend sein für 2018. Ist Geschmacksache.
- Grafische Muster: Eigentlich nichts Neues, die Muster kennt man, wenn man sich im Bereich Wohnaccessiors in den letzten Jahren umgesehen hat oder in den 80ern aufgewachsen ist, auf Pferdedecken sind sie Neuland. Auch Geschmacksache, wobei es mich persönlich anspricht.
- Aufwändige Bestickungen: Was bisher eine Sonderanfertigung war, wird jetzt Massenware. Teilweise sehr hübsch, wobei etwas individuelles doch noch etwas anderes ist, der eigene Name bzw. der vom Pferd halt.
- Sicherheit und Multifunktion: Neben Neuentwicklungen bei Sturzhelmen kommen immer mehr Reitwesten mit bspw. einem aufblasbaren Schutzmechanismus heraus. Zudem gibt es neue Sattelgurte, in die allerlei Technik eingebaut wird, um das Training zu kontrollieren. Sehr spannend.
- Schutz vor Insekten: Nicht nur die Tierchen, ebenso die Mittelchen zum einsprühen vermehren sich. Auch Fliegenfallen, ja geradezu riesige Monsterfliegenfallen, die man mit klebrigen Substanzen selbst bestreichen kann, hingen an den Messeständen. Ich bin nicht kleben geblieben.
Ganz abgesehen von den Produktneuheiten ist ein weiterer Trend offensichtlich, den man als “User generierten Werbecontent” bezeichnen kann. Nicht nur die Influencer produzieren Werbe-Filmchen, um ihre Fans damit auf Produkte aufmerksam zu machen, die Firmen selbst nutzen das Material, sofern es gut produziert wurde. Überhaupt kooperieren immer mehr Firmen mit immer mehr Leuten, die man aus dem Social-Media-Bereich kennt, um ihre Reichweite zu vergrößern und ihre Produkte promoten zu lassen.
Ich vermute, alle Social-Media-Plattformen werden im Pferdebereich in nächster Zeit noch kommerzieller als sie es sowieso schon sind und diejenigen, die sich fern der Werbung von Pferdethemen berieseln lassen wollen, werden in Kauf nehmen müssen, dass mit einer zunehmenden Professionalisierung der “Influencer” noch mehr Werbung zu sehen sein wird.
Daraus wird sich früher oder später bestimmt eine Gegenbewegung entwickeln, doch diese Ambivalenz zwischen privatem Hobby und öffentlichem Gewerbe, ist alltäglich zu bemerken.
Die neueste Entwicklung geht soweit, dass nicht nur die Firmen neue Kollektionen veröffentlichen, auch Social-Media-Bekanntheiten aus dem Reitsport bringen welche auf den Markt, was man an der neuen und ersten Kollektion von Annica Hansen beim Stand von Equest sehen konnte. Der Verkaufsstart steht noch bevor und wie gut die Sachen ankommen, wird man dann sehen.
Insgesamt war mein Besuch auf der Spoga sehr interessant, ich konnte viele neue Eindrücke mitnehmen, habe ein paar Firmen näher kennengelernt und ich bin der Koelnmesse GmbH dankbar, dass ich als Besucher teilnehmen durfte. Gerne im Herbst wieder!
Alle Fotos in diesem Beitrag stammen aus der Koelnmesse Bilddatenbank, die kostenfrei für redaktionelle Beiträge zur Verfügung gestellt wurden.
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