Eventbericht – Fohlenchampionat in Elmarshausen

VIEL PFERDEVERWANDTSCHAFT AUF EINEM FLECK

Manche Events besuche ich gerne ein weiteres Mal, neben dem Frankfurter Festhallenreitturnier und dem Wiesbadener Pfingstturnier, stand das Fohlenchampionat auf dem Gestüt Elmarshausen auch wieder auf dem Plan. Warum? Einfach weil ein abwechslungsreiches Programm geboten wird und neben Fohlen und Hengsten, zudem verkäufliche Reitpferde gezeigt werden.

Ich finde das sehr interessant zu sehen, wie einerseits die Hengste, die Mutterstuten und dann die Fohlen bzw. die mehr oder minder ausgewachsenen Reitpferde aussehen. All diese bekommt man in Elmarshausen gezeigt und damit sieht man viel leichter als anderswo, die typische Vererbung und was manche Pferde ausmacht.

Nach meiner Rückfahrt von Luhmühlen hatte ich in der Nähe übernachtet und konnte morgens in paar Minuten hinfahren. Da ich vom letzten Jahr noch alles kannte, lief ich sofort zum Reitplatz und los ging es mit einer Hengstpräsentation.

Als erstes kam der Hengst Tambour in die Bahn und war ganz schön aufgekratzt. Mit seinem urkomischen Gesichtsausdruck prägte er sich gleich bei mir ein. Dafür, dass er schon drei Jahre älter als mein Pferd ist, hat er noch deutlich weniger graue Haare im Gesicht. Da er nur an der Hand kurz vorgeführt wurde und dabei ziemlich rumsprang, kann ich nicht wirklich mehr dazu sagen. Er soll wohl rittige Pferde machen.

Passend war es danach den einen direkten Nachkommen (52) aus der Verkaufspferdeliste zu zeigen, zusammen mit einem Wallach (54) bei dem er Muttervater ist. Mir gefiel wenn dann eher der Fuchs als der Schimmel, denn der Fuchs hatte nen besseren Schritt und der Schimmel schlurfte im Trab mit den Hinterhufen im Sand. Später kam eine Stute (51) unter dem Sattel rein, die Tambour ebenfalls als Muttervater hatte und mir einen Ticken besser gefiel als der Fuchs. Preislich war der Fuchs günstiger als die beiden anderen, wobei das vermutlich an der bisher fehlenden Turniererfahrung  liegt.

Nach den beiden Verkaufspferden ging es los mit dem Fohlenchampionat für die Stutfohlen, für das zwölf im Programmheft standen. Die Hälfte stammte aus der Zucht in Elmarshausen. Die Väter der Stutfohlen In Versuchung, Kasimir TSF und Interconti sind hofeigene Deckhengste. Die anderen Väter wie Lücke (bereits verstorben), Zauberreigen, Millennium, Tecumseh, Honoré du Soir, Banderas und Dezember stehen woanders. Bei vielen Fohlen waren auch mütterlicherseits wiederum Pferde aus Elmarshausen in der Abstammung zu finden. Es ist wahrscheinlich sinnvoll, dass man sein Fohlen dort vorstellt, wo die Vorfahren herkommen und Verwandtschaft am Start ist, damit man Stärken und Schwächen besser vergleichen kann.

DSC02013_1_www.equusdomesticus.deDrei der Fohlen waren als verkäuflich angezeigt, wobei mir davon unabhängig zwei ins Auge stachen. Eins mit auffälligem Abzeichen am Kopf (15), dessen Vater der Hengst Tecumseh ist und ein sehr besonderes Abzeichen mit blauem Auge besitzt, welches nicht gut genug für den Endring war, denn der Körperbau war in der Lendenregion für mein Auge irgendwie komisch aufgewölbt. Natürlich weiß ich nicht ob es daran lag. DSC02406_1_www.equusdomesticus.deMir persönlich gefiel das Dezemberfohlen (20) gut, mit seinem kräftigen Hals, welches auch nicht in den Endring kam. Naja, ich muss keine Fohlen bewerten können und mein persönlicher Geschmack ist vermutlich eh nicht der der Allgemeinheit. Ich stehe zwar nicht auf bunte Pferde, aber Abzeichen am Kopf finde ich klasse, was man an meinem Pferd sehen kann und bei dem ich mir manchmal einen etwas kräftigeren Hals wünsche. Also alles sehr subjektiv! Die Kommission läßt sich hoffentlich nicht durch Abzeichen beeinflussen, sondern achtet auf viele andere Sachen. Ich finde die objektive Fohlenbeurteilung äußerst schwierig, gerade bei überbauten Fohlen, von denen es einige gab.

DSC01989_1_www.equusdomesticus.deSiegerfohlen wurde das von Millennium (14), was wiederum keine Überraschung ist. Ich fand’s etwas langweilig dunkelbraun ohne Abzeichen, wobei das von Dezember auch keine hat. Das Milleniumfohlen sieht halt nach dem ganz typischen hübschen edlen Trakehner aus und war harmonischer als manch anderes gebaut.
DSC01951_1_www.equusdomesticus.deDas Fohlen von In Versuchung (10) wurde zweiter, dritter ein kleines sehr süßes Fuchsstütchen von Banderas (18) und den vierten Platz teilten sich eine quirlige äußerst bewegungsfreudige Fuchsstute von Lücke (11) und eine von Zauberreigen (13).DSC02334_1_www.equusdomesticus.deDSC01952_1_www.equusdomesticus.deDSC01975_1_www.equusdomesticus.de

Zwischen den Stutfohlen wurde der Schimmelhengst Interconti gezeigt, der das Publikum merklich begeisterte. Der Moderator preißte seine ganzen Vor- und Nachfahren an und schmückte alle sehr wortreich aus, was ich hier jetzt nicht wiedergeben kann. Wer mehr wissen mag, klickt einfach oben auf den Link.DSC02056_1_www.equusdomesticus.de

Nach ihm kamen wieder zwei Verkaufspferde hinein, zu der Tambour-Enkelin (51), die eine Tochter von Interconti war, gesellte sich eine Stute vom Hengst Königssee (50), der selbst ein Sohn von Interconti und ein Enkel von Tambour war, wie man sieht also gesammelte Pferdeverwandtschaft auf einem Fleck. Im Gesamtpaket gefiel mir die Stute von Königssee besser als die von Interconti, nur schade war, dass sie nicht überm Sprung gezeigt wurde.

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DSC02576_1_www.equusdomesticus.deZur Pause hin kam eine Art Showeinlage eines Rinderhirtens, der seine Lassokunst an einer Metallgestängekuh präsentierte, was mich nicht sonderlich interessierte. Lieber schaute ich mir die echten Kühe an, denn man muss ja wissen, was man ißt sofern man sich im Innenhof tatsächlich ein Stück heimisches Rind gönnt. Ich hab mir ein Eis geholt, denn es war trotz des Regens am Vormittag wieder warm geworden.

Im Innenhof gab es neben dem Essen, eine Hüpfburg, alte Traktoren, Ofenbrot und den gleichen für mein Ohr unerträglichen Sänger wie letztes Jahr. Ich lief lieber zu den Pferden, soweit man etwas sehen konnte, denn der Stutenstall war leider dieses Jahr abgesperrt und wurde erst nach der Veranstaltung während einer Führung geöffnet.

Mittags gab es eine erste Führung, die ich letztes Jahr bereits gehört hatte. Das Freispringen schaute ich mir ebenfalls nicht nochmal an, denn das Gedränge an den Öffnungen ist so groß, dass man eh nichts sieht, wenn man sich nicht ne Stunde vorher hinstellt, um sich einen Stehplatz zu  sichern. Ich denke, wer sich die Verkaufspferde ernsthaft und in Ruhe ansehen will, kommt außerhalb einer solchen Veranstaltung vorbei. Dennoch hätte ich gerne eine junge Stute gesehen, die in der Liste stand, aber weder im Stall zu finden war noch vorgeführt wurde.

DSC02577_1_www.equusdomesticus.deNach der Pause kam als erstes der Deckhengst Intendant XX auf den Reitplatz, von dem keine Nachkommen gezeigt wurden. Sofern überhaupt welche bei den Trakehnern vorhanden sind?

DSC02712_1_www.equusdomesticus.deDSC02782_1_www.equusdomesticus.deHengstfohlen standen nur sechs in der Liste, wovon zwei aus Elmarshausen waren und je zwei Nachkommen von den Hengsten In Versuchung, Banderas und Interconti. Bis auf ein Fohlen kamen alle in den Endring. Den ersten (32) und zweiten (33) Platz belegten die Banderas-Fohlen, danach kamen die beiden von Interconti (34,35) und den fünften Platz das eine von In Versuchung (30). DSC02796_1_www.equusdomesticus.deDSC02843_1_www.equusdomesticus.de

Verkäuflich waren drei, davon die beiden erstplatzierten und der fünfte. Auffällig war der große Altersunterschied zwischen den Fohlen, das jüngste (35) war gerade erst eine Woche alt und das älteste bereits über vier Monate (30).DSC02582_1_www.equusdomesticus.de

Der zuletzt gezeigte Deckhengst war dann In Versuchung, welcher gerade mal erst vier Jahre alt ist. Die gezeigten Fohlen sind somit sein erster Fohlenjahrgang und damit bleibt es abzuwarten, was man eines Tages über ihn als Vererber sagen kann. DSC02922_1_www.equusdomesticus.de

Zum Abschluss vor der Hengstfohlenprämierung präsentierten sich zwei Stuten aus dem ersten Fohlenjahrgang von Niagara, die nun drei Jahre alt sind und außer Konkurrenz der Kommission vorgestellt wurden. Die Stuten sollen demnächst ihren Feldtest machen. Im Frühjahr bei der Hengstschau in Münster hatte ich schon mal zwei Niagarastuten gesehen, die kleinere wurde jetzt wieder gezeigt, zusammen mit einer weiteren, denn in Elmarshausen gibt es mehrere davon. Wer also ein Nachkommen von ihm will, hat hier die beste Anlaufstelle, es stehen mehrere zum Verkauf.DSC02976_1_www.equusdomesticus.de

Wenn ich jemals eines Tages einen Trakehner kaufen will, würde ich hier sicherlich vorbeischauen. Andererseits gibt es so viele Züchter weiter im Norden, die viele der Hengste einsetzen, die ich auf der Hengstschau im Februar gesehen hatte und von denen ich bisher keine Nachkommen kenne. Oder auch der Vater meines Pferdes, da gibt es in Deutschland überhaupt keine jungen Nachkommen mehr, weil er im Ausland steht. Daher bedarf es wohl ziemlicher Reisetätigkeit, um wirklich mehr Pferde zu sehen und zu wissen, was für einen Trakehner man möchte, außer man greift zu dem was in der Nähe gezüchtet bzw. verkauft wird und im Endeffekt muss man jedes Pferd für sich beurteilen, egal wie die Verwandtschaft aussieht, nicht alles vererbt sich so weiter, wie man es bei den Elterntieren findet. Zudem ist es ungewiss, wie sich ein Fohlen zum erwachsenen Pferd entwickelt, manch eines überrascht ziemlich z.B. was die Größe anbelangt und weiterhin hängt es gerade bei den Hengsten davon ab, wie sie im Sport geritten werden, wie viel Vermarktung es für sie gibt und man überhaupt auf Nachkommen von ihnen aufmerksam wird.DSC03013_1_www.equusdomesticus.de

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