Eventbericht – Pfingstturnier Wiesbaden 2019

AKTIVURLAUB AUCH ALS ZUSCHAUER

Das Pfingstturnier in Wiesbaden hatte ich wieder auf meinen Terminplan gesetzt und wollte mir gerade im Online-Ticketshop ne Karte kaufen, als mein Freund meinte, ich hätte doch schon letztes Jahr eine gekauft. Ups, komplett vergessen! Also stand es fest, Wiesbaden ich komme!

Samstag – Tag 1

Zum Glück hatte ich mir kein Ticket für den Freitag gekauft, denn da wurde aufgrund eines Gewitters sogar das Gelände evakuiert und es schien die Pferdenacht ins Wasser zu fallen. Sie fand dann wohl doch noch statt und steht bei mir nun für 2020 auf dem ToDo-Liste.

Für dieses Jahr stand die Geländeprüfung auf dem Plan, denn ich hatte sie bisher noch nicht gesehen. Samstags ging es mit dem Auto hin und ein allerletzter Parkplatz war im Wohngebiet neben dem Wiesbadener Schlosspark zu ergattern, der leider sehr weit weg vom Eingang lag. Wo sind eigentlich die Shuttleparkplätze?

Auf dem Gelände angekommen, ging’s als erstes gleich zum Dressurviereck direkt vorm Schloss. Die Kulisse ist jedes Mal aufs neue wunderschön. Man stelle sich nur vor, man dürfe selbst dort reiten, alleine das wäre definitiv ein Foto durch Pferdeohren wert.

DSC08596_1_www.equusdomesticus.deEs lief gerade die Qualifikationsprüfung für die Flutlichtkür am Sonntagabend und leider hatte ich Sönke Rothenberger auf seinem neuen Grand Prix Pferd namens Santiano verpasst und sah ihn nur kurz bei der Siegerehrung. Dafür konnte ich Anja Plönzke vom Gestüt Tannenhof sehen und Ingrid Klimke wieder mit Franziskus, der ganz schön viel Übermut vor Beginn der Prüfung zeigte. Ingrid gewann den Vorentscheid und lächelte fröhlich in der Siegerehrung.

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Nach der Dressur fanden die beiden Geländeprüfungen statt und eine Völkerwanderung setzte in den hinteren Teil des Schlossparks ein. Verzweifelt suchte ich die Geländeskizze für die U25-Wertungsprüfung auf der Veranstalterwebseite, fand keine und ein Mitarbeiter an der Strecke meinte, sie unterscheidet sich nicht so arg von der Event Rider Masters-Prüfung. Also lief ich als erstes zur Startbox, um dort Katharina Schedel auf einer teilweise vor Aufregung steigenden Carla zu sehen. DSC08719_1_www.equusdomesticus.de

Nach Startfreigabe waren die beidem im grünen Dschungel schnell verschwunden und ich dacht mir zuerst, ich laufe die Strecke einfach in der Reihenfolge der Hindernisse mit und kann so jeden Reiter bei einem anderen Sprung sehen. Schon am zweiten Hindernis verwarf ich den Plan, denn es waren nur 15 Starter und wenn diese im drei Minutentakt starten, reiten die an mir vorbei, bis alles abgelaufen bin. Blöde Idee, keine Ahnung ob das überhaupt auf irgendeiner Strecke klappt. In Aachen ist mir das noch nicht gelungen.

Also bog ich ab auf die große Lichtung, dort gab es gleich mehrere Sprünge auf einmal zu sehen. Theoretisch zumindest, wenn nicht tausend Leute auf den gleichen Gedanken gekommen wären. Durchs Gestrüpp hindurch konnte ich einen Blick auf den Biebricher Teich erhaschen. Danach lief ich zur Hindernisgruppe mit den süßen Willberry Wonderpony-Figuren. DSC08830_1_www.equusdomesticus.de

Weiter ging es an der Geländestrecke Richtung Nachtigallenbach, an dem vier Hindernisse standen, doch je Prüfung nur zwei davon gesprungen wurden. Hier schauten wir ein paar der restlichen Starter zu, Josefa Sommer huschte schnell vorbei, sie gewann diese Prüfung. DSC08907_1_www.equusdomesticus.de

Der vorletzte Reiter musste leider am kleinen Nachtigallen-Bächlein zwischen den beiden Sprüngen aufgeben. Das Pferd wollte einfach nicht drüber und machte ein Theater bis es dann schließlich doch drüber hüpfte. Der Reiter wollte dann noch mal in die andere Richtung über den Bach, was gar nicht klappte und er schließlich vom Pferd freiwillig abstieg und das Ganze aufgab. Erstaunliche fünf Reiter wurden in der U25-Prüfung eliminiert. Ob das der Durchschnitt ist oder die Prüfung so schwer, weiß ich leider nicht.

Für die nächste Geländeprüfung beschloss ich an einem Hindernis zu bleiben und nicht herumzulaufen und damit evtl. das Risiko einzugehen, manch einen berühmten Reiter live im Gelände zu verpassen. Ja, ich war bereits in Aachen auf dem CHIO und hatte so manche gesehen, aber in Wiesbaden fühlt sich das so an, als ob man direkt neben dran steht oder fast unter dem Hindernis liegt. Ein paar Profifotografen hatten mutigerweise ihre Kameras darunter gestellt, das brauchte ich nicht, denn ich saß direkt daneben.

Ingrid Klimke hatte in der Dressur mächtig vorgelegt, wobei das untertrieben ausgedrückt ist, sie hat einen Weltrekord mit nur 16,4 Strafpunkten erreicht. Leider lief das Springen ziemlich schief und sie kassierte 12 Fehler durch Abwürfe. Im Gelände zeigt sie dann wieder ein brillantes Reiten und schaffte es soviel rauszuholen, dass sie am Ende auf Platz drei landete. Das ist Ingrid Klimke! Ich finde sie so bewundernswert! Leider waren beide Geländeprüfungen gefühlt viel zu schnell vorbei. Einen bleibenden Eindruck hinterließen leider manche Reiter, die wohl ganz arg mit der Balance über dem Sprung zu kämpfen hatten. Wirklich nicht schön anzusehen! Die meisten Reiter saßen zum Glück sehr gut auf dem Pferd.

Nach dem Gelände ging’s erstmal zu den Ständen und neben etwas zu essen und nem zu sauren Apfelwein, schlenderten wir etwas hin und her. Geshoppt habe ich an dem Tag nichts. 

Lieber schaute ich mir danach wieder die Dressurreiter an. Zuerst bei einer Intermediaire I, wobei wir da hauptsächlich am Abreiteplatz uns auf den Rasen gesetzt hatten. Anschließend fand eine Dressurprüfung für 5-jährige Pferde statt, bei der ich mir diesmal Sönke Rothenberger auf seinem allerneuesten Pferd namens Fendi nicht entgehen lassen wollte. Was für ein tolles Pferd, mit dem er gewann. DSC09321_1_www.equusdomesticus.de

Einen enttäuschenden Auftritt legte leider Kim Pfeiffer mit dem Trakehner Speedway hin, denn sie gab auf. Schon von Beginn an, wirkte es unharmonisch, wobei es zwischenzeitlich gut lief. Was hätte ich so gerne die Beurteilung der Richter gehört, denn diese wurde zu jedem Pferd direkt nach der Prüfung mitgeteilt. Den Hengst hatte ich bereits mehrfach auf dem Gestüt Hörstein gesehen und dort präsentierte er sich viel besser. Schade.

Es ging für uns dann ebenfalls nach Hause und erstmal den langen Weg zum Auto zurück. Am nächsten Tag plante ich mal einen der Shuttleparkplätze anzufahren.DSC08410_1_www.equusdomesticus.de

Sonntag – Tag 2

Am Sonntag fuhren wir zum Shuttleparkplatz, fanden sofort einen freien Platz und augenblicklich kam der Shuttlebus. Das war wesentlich bequemer als dieser ewige Fußmarsch und die nervige Parkplatzsuche in einem Wohngebiet. Warum hab ich das nicht die Jahre zuvor mal gemacht?!

DSC09516_1_www.equusdomesticus.deAuf dem Pfingstturnier angekommen startete das Barrierespringen, welches „Dank“ dem Unwetter am Freitag verlegt wurde und wir es somit ansehen konnten. Neben Dressur und der Vielseitigkeit gehört für mich das Springen ansehen absolut dazu, nur die Voltigierer schaue ich mir selbst auf anderen Veranstaltungen fast nie an. Wir hatten eine gute Sicht auf die immer höher werdende Sprungreihe, wobei das höchste Hindernis für gute Bilder dann doch etwas weit weg war. Für das Barrierespringen standen sechs Hindernisse in einer Reihe und das letzte war am Anfang schon 1,70m hoch. Sehr schnell schieden einige Reiter aus, weil sie Fehler an niedrigeren Sprüngen machten. Später wurde die Reihe auf vier Sprünge verkürzt und die Reiter durften einen Probesprung außerhalb der Reihe machen. Nur zwei Reiter ritten die letzte Linie an. Fehlerfrei blieb nur Christian Ahlmann, der damit seinen Titel verteidigen konnte und sehr entspannt mit den Füßen aus den Steigbügeln über den Platz ritt, wenn die anderen an der Reihe waren. Das letzte Hindernis war zum Schluss 1,90m hoch und vermutlich muss man ne ziemlich coole Socke sein, um sich das ohne Nervenflattern zu trauen!DSC09480_1_www.equusdomesticus.de

Nach dem Springen saßen wir bei einem diesmal süß gespritzen Apfelwein noch ein wenig bei sehr schönem Wetter am Springplatz. Ich hatte heute eine Futterprobe gekauft, mehr allerdings nicht. Nach all den vielen Messen und Veranstaltungen auf denen ich in den letzten Jahren war, ist mein Shoppingbedürfnis derzeit aufs nötigste gestillt.4759D36E-9DD0-444E-B580-447C3F4C8BED

DSC09683_1_www.equusdomesticus.deInteressanter fand ich die anschließende Jungpferdeprüfung für 6-jährige. Es war fast schon ein Battle der Jungpferde. Die Familie Linsenhoff-Rath stand dabei als ihr Sohn Matthias Rath mit seinem Destacado sehr gut vor legte und jeder dachte, das wäre der Sieg. Dann kam ein mir unbekannter Niederländer namens Bart Veeze mit Imposantos und machte seinem Namen alle Ehre. Er gewann mit 9,28 Punkten gegenüber 9,08 von Rath. Den dritten Platz heimste nochmal Veeze ein. Es geht also immer noch besser.

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Die dritte Hürde für den Sonntag war dann den idealen Platz am Dressurviereck für die Flutlichtkür zu finden. Die Sitzplätze waren schon Freitags oder noch länger alle ausverkauft gewesen und so war meine Hoffnung, wenigstens einen guten Stehplatz mit Blick aufs beleuchtete Schloss zu bekommen. Pustekuchen! Schon in der Jungpferdeprüfung saßen und standen soviel Leute drumherum, dass wir uns hinter ein paar Leute stellten, die auf Campingstühlen vor uns saßen, um überhaupt etwas vom Viereck zu sehen. Zumindest die Hälfe davon. Das war sehr schade und erst beim letzten Reiter konnte ich einen Stehplatz direkt an der Bande bekommen. Schöne Fotos machen wurde bei dem immer dunkler werdenden Viereck ein ziemliche Herausforderung. Vielleicht brauche ich doch mal eine bessere Kamera mit lichtstarkem Objektiv?

DSC00028_1_www.equusdomesticus.deDie Hälfte der von Ingrid Klimke gesehenen Kür fand ich klasse. Es sah bei ihr nach Spaß aus und Franziskus hatte immer noch viel Energie. Mit 80,6% erlangten sie die Führung. Anja Plönzke auf dem Hengst Fahrenheit fand ich nicht so gut, es wirkte einfach nicht so locker. Sie kamen auf den dritten Platz mit 76,7%, also schon ein deutlicher Abstand in der Wertnote. Manch ein anderes Pferd hatte mir in einzelnen Abschnitten besser gefallen, soweit ich das von meiner Sichtposition beurteilen konnte. Zum Glück bauten einige Teilnehmer ihre Kür so auf, dass viele Lektionen im unteren Teil des Vierecks geritten wurden.DSC00535_1_www.equusdomesticus.de
Auch Sönke Rothenberger wirkte sehr angestrengt. Sein Pferd Santiago war total patschenass danach. Zudem fand ich die spanische Musik überhaupt nicht passend zu den beiden. Erst beim Interview wurde er lockerer im Gesicht und lächelte auch mal. Vom Moderator wurde er auf den Stallbrand angesprochen, was natürlich wieder nicht für eine bessere Stimmung sorgte. Vielleicht hätte man es auch bleiben lassen können? Sie landeten auf dem zweiten Platz mit 80%, also nur knapp hinter Ingrid. Wie so oft, denkt man sich die Platzierungen sind irgendwie vorhersehbar.

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Nach einem Schnappschuss noch vom Wiesbadener Schloß liefen wir zur nächsten Bushaltestelle und hofften drauf, zurück zum Shuttleparkplatz gefahren zu werden. Leider kam kein Bus mehr, also hieß es mit den müden Füßen zurück zu laufen.
Ingrid Klimke hatte im Interview nach ihrer Kür gesagt, für sie ist Wiesbaden wie ein Aktivurlaub, ja, das sehe ich als Zuschauer ohne Sitzplatzticket genauso!

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