Hilfe, ich bin ein Wiedereinsteiger?! – Teil 3

REITBETEILIGUNG FRÜHER UND HEUTE – ZWEI WELTEN

Heute geht es endlich weiter mit Teil 3, aus meinem Bericht wie ich wieder zurück zum Reiten gefunden habe.

Ich gab bei der Suche nach einer Reitbeteiligung auf verschiedenen Onlineplattformen Suchanzeigen auf und meldete mich ebenso auf Angebote. Im Vergleich zu meiner früheren Suche nach Reitbeteiligungen, war ich sehr überrascht mit welchen Vorstellungen der Pferdebesitzer ich heutzutage konfrontiert wurde.

Als Teenager hatten sich meine damaligen Reitbeteiligungen mehr oder minder zufällig durch Bekannte ergeben. Internet gab es damals noch nicht. Man fragte den Reitlehrer, guckte auf schwarze Bretter (die es zum Glück heute noch gibt!), fragte andere Leute oder klopfte einfach an Stalltüren an. Meistens kannte ich die Leute schon oder jemand, der die Besitzer kannte oder es waren Leute aus dem Nachbarort, mit deren Kindern man die gleiche Schule besucht hatte.

Jetzt war alles anders. Ich kannte in der Gegend niemand, bis auf die paar Reitlehrerinnen aus den Reitschulen, die mir irgendwie keine Hoffnung machten. Sie meinten, es wäre hier in der Gegend ganz schwer etwas zu finden. Sie sollten leider recht behalten.

Das Wort Wiedereinsteiger war die ersten Monate mein absolutes Hasswort. Ich wollte kein blöder Wiedereinsteiger sein, die entweder mit Anfängern gleichgesetzt wurden oder man wurde in die Schublade derer gesteckt, die als Kind ein wenig auf dem Pferd rumgerutscht sind und nach 20 Jahren sich dann wieder aufs Pferd wagen. Nein, ich wollte so ganz und gar nicht ein Wiedereinsteiger sein, das empfand ich als Makel, der es erschwerte eine Reitbeteiligung zu finden.

Als erwachsene Wiedereinsteigerin, die zudem keine Modellmaße besitzt, war es tatsächlich umso schwieriger. Was waren die Pferdebesitzerinnen auch anspruchsvoll! Es ging nicht darum, dass sich jemand um ihr Pferd kümmerte, weil sie keine Zeit hatten. Früher musste ich nichts dafür zahlen. Die Leute waren froh, wenn die Pferde geritten und gefüttert wurden. Oft mistete ich auch aus und so waren beide Parteien glücklich. Kostenlos gibt es heutzutage wohl kaum noch Reitbeteiligung?!
Ich kann es andererseits verstehen, ein städtischer Ballungsraum verlangt höhere Haltungskosten als der ländliche Raum mit Pferden, die beim Bauern eingestellt sind. Die Kosten waren allerdings nur in einem Fall für mich ein Ausschlusskriterium, da haben Preis-Leistungs-Verhältnis nicht gepasst.
Viel öfters lag es wohl leider an mein Gewicht. Eine zierliche und modisch gekleidete Pferdebesitzerin gab mir zu verstehen, dass sie für ihr achso zierliches Reitpferdchen eine ebenso zierliche Person sucht. Sie sagte es mir sogar direkt ins Gesicht. Ich war baff!
Eigentlich waren die Pferde, bei denen ich aus der Bewerberriege aufgrund von Gewichtsgründen rausfiel, ganz normale mittelgroße Warmblüter, die problemlos nicht zu große Männer tragen könnten.
Ich war ganz erstaunt, wie viele Pferde es plötzlich gab, die maximal nur 65 kg tragen durften. Reine Frauenpferde eben! Fünf oder zehn Kilo zuviel und du bist raus. Ja, die Nachfrage regelt das Angebot bzw. man kann dann wohl Ansprüche stellen.
Oder haben die Rückenkrankheiten bei Pferden auch zugenommen?

Aber gut, ich fand nach ein paar Proberitten dann doch erst einen Wallach, dann eine Stute und wieder einen Wallach. Es gibt Pferdebesitzer, die nicht als erstes nach dem Gewicht fragen, sondern sich die Person lieber selbst ansehen und nach dem Reiten sowie Umgang mit dem Pferd beurteilen. Die ersten beiden Pferde waren übrigens ganz normale Warmblüter und das dritte Pferd war etwas kompakter.

Den ersten Wallach hatte ich nur wenige Wochen zur Verfügung, bis ich der Besitzerin riet, ihn in Beritt und Behandlung zu geben. Nein, nicht wegen mir, er hatte vorher und auch ein Jahr nach mir noch Probleme und selbst eine erfahrene Reitlehrerin hatte kein leichtes Spiel mit ihm.
Die Stute ritt ich ein Dreiviertel Jahr lang. Sie war nicht mehr ganz jung, was mir aber recht war. Sie war immer super lieb und man konnte mir ihr überall hinreiten. Die Geländeritte mit ihr waren einfach fantastisch und für mich als Wiedereinsteiger das ideale Pferd.
Den zweiten Wallach ritt ich nach der Stute ca. fünf Monate lang, er war noch jung und konnte fast nichts. Mit ihm war ich nur ein einziges Mal im Gelände und ritt ansonsten in der Halle. Es machte mit ihm auf eine andere Art viel Spaß. Mal wieder richtig Dressurreiten war angesagt, die Grundlagen bei dem jungen Pferd erstmal zu festigen und sich selbst in der Hilfengebung zu überprüfen, damit man selbst auch wirklich korrekt reitet. Ich hatte zudem eine Reitlehrerin gefunden, die mich prima dabei unterstützte.

Um noch mehr zu lernen und am liebsten von einem erfahrenen gut ausgebildetem Pferd, entschied ich mich, wieder nach einem eigenen Pferd zu suchen.

Und das ist wieder eine andere Geschichte, die ich euch unter einer anderen Überschrift erzählen werde.

Man könnte jetzt fragen, ab wann ist man kein Wiedereinsteiger mehr?

0 Gedanken zu “Hilfe, ich bin ein Wiedereinsteiger?! – Teil 3

  1. Wieso hast Du denn aufgehört die Stute zu reiten, wenn es so einen Spaß gemacht hat?
    Hast Du mehr Herausforderung gesucht?

    • Die Stute stand mir leider nach nem 3/4 Jahr nicht mehr als RB zur Verfügung, weil sie lebensbedrohlich krank wurde (allergische Probleme, Kolik und wurde dann eingeschläfert). Daher musste ich mir ein neues Pferd suchen.

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